Scholz macht meiner Meinung nach keinen guten Job als Kanzler. Er sieht zu oft zu, wie sich FDP und Grüne streiten. Und er fährt vor allem nicht der FDP in die Parade, wenn Linder & Co. mal wieder längst bestehende Beschlüsse kippen wollen.

Bei Streitigkeiten zwischen den Grünen und der FDP kann sich jeder vernünftige Nicht-Betroffene nur raushalten.

Ich sehe Scholz' Leistung gemischt. Als Kopf einer sehr heterogenen Regierungskoalition, die fast täglich zeigt, dass sie kaum zusammenpasst, hat er wahrscheinlich keine andere Wahl als zu zögern und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Beim Ukraine-Krieg finde ich seine Linie halbwegs ok. Seine Haltung des Zögerns und Abwartens finde ich gerade hier angemessen. Auch, dass er Waffen nur dann liefern will, wenn andere Verbündete ebenfalls liefern, ist gut. Allerdings finde ich sein Anbiedern an Biden bedenklich. Solche Bekenntnisse zum Bündnis mit den USA hat selbst Helmut Kohl nicht abgegeben. Im Gegensatz zu den lauten Bekenntnissen zu Biden steht sein Schweigen zum ganzen Nord Stream-Komplex. Das alles wirft die Frage auf, warum er sich so verhält.

Scholz verhält sich als Kanzler im Grunde so, wie er sich seit seinen Anfängen auf der politischen Bühne immer gezeigt hat: Er vermeidet Aussagen, die ihn auf irgendetwas festnageln, und wartet lange ab, bevor er Entscheidungen trifft. Viele sehen das als Führungsschwäche. Wenn man sich allerdings die letzten Kanzler ansieht, vor allem Helmut Kohl und Angela Merkel, haben die sich alle ähnlich verhalten.