Anmoderation von Marie Stüdemann:
Die BILD ist sicher nicht die erste Adresse für Bildungsthemen, aber ich finde die Fragestellung interessant: Meint Ihr auch, dass Hausaufgaben „sozial ungerecht“ sind?

Kommentare (21)

Marcus Izac • 28.03.2023
Ich bin da anscheinend so ein Zwischending aus Renking und Mahdi. Irgendwo hatten wir ja das Thema Bildung auch schon und meine Haltung zu dem Beitrag überträgt sich eigentlich gut hierhin.

Hausaufgaben waren immer etwas, das mich im Alltag gestört hat. Ich wollte mich lieber mit Zeug beschäftigen, das mich auch interessiert und habe selten die Verknüpfung zwischen dem aktuellen Lernstoff und der (bzw. meiner eigenen) Zukunft gesehen. Das Zeug, das mich zu der Zeit interessiert hat (Elektrotechnik, Computer und Programmieren) kam halt in der Form nicht vor.

Ich denke nicht wenigen geht es so. Daher halte ich noch immer die Herangehensweise für Lehren und Lernen für falsch bzw. suboptimal.

Wenn man sich mal ansieht, wie sich andere Bereiche (industrielle Fertigung, Medizin) gewandelt haben... im Vergleich scheint die Schule noch in ihren Anfangstagen stecken geblieben zu sein, die Strafen für Fehlverhalten sind nur nicht mehr so drakonisch. Da hilft es auch nicht, wenn man mit Computern nach dem Problem wirft.

Ob sie sozial ungerecht sind? Gute frage. Man könnte natürlich konstruieren, dass Kinder aus Umfeldern, denen Bildung nicht so wichtig ist, durchaus Nachteile haben. Das zäumt, meines Erachtens, das Problem aber erneut von hinten auf. Man weiß nicht, wie man die so genannten „bildungsfernen Schichten“ erreichen soll, also geht man den Weg des geringsten Widerstands.

Diese Einfältigkeit unserer politischen angestellten gibt mir echt zu denken.

Vielleicht will man aber auch die Akademikerquote senken. Immerhin können Gesellschaft und Wirtschaft nicht nur mit Akademikern funktionieren. Man braucht eben auch den einfachen Arbeiter.
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Conny • 28.03.2023
Hi Marcus, ein Gedanke zu deinem zweiten Absatz:
im Rückblick bin ich froh, dass ich mich auch mit den Fächer, die mir nicht lagen beschäftigen musste. Nach wie vor kann ich mich nicht für sie erwärmen und sie spielen in meinem Alltag keine Rolle, aber habe das Gefühlt, dass es meinem Hirn und meiner Allgemeinbildung sehr gut tat, mich mit ihnen auseinander zu setzen. Außerdem ist es ein Erfahrung, wenn man sehr begabt auf einem Gebiet ist, auch mal ein anderes zu bespielen, dass man sich härter erkämpfen muss.
Aber ich spreche hier aus Sicht eines Allrounders und nicht eines Spezialisten. Ich mag sehr viele Dinge und habe einer generelle Lernlust oder sagen wir Freude an der Herausforderung. Für Menschen mit ausgeprägter Spezialbegabung ist mein Allrounderansatz vielleicht einfach nur eine Tortur, weil es Zeit frisst und davon abhält, im Spezialgebiet auf das höchste Level zu kommen.
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Marie Stüdemann • 28.03.2023
Ich finde auch, dass Bildung möglichst breit aufgestellt sein sollte. Besonders in der Schule. Auch wenn niemand auf allen Gebieten gleich gut sein kann, hilft eine breite Allgemeinbildung doch, das eigene Wissen in einen Kontext stellen zu können.
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Hans Falkenau • 28.03.2023
Die Frage, wie man die „bildungsfernen Schichten“ stärker an Bildung heranführt, ist sicherlich von zentraler Bedeutung. Die Antwort kann meines Erachtens jedoch nicht sein, die Standards herunterzuschrauben. Ich kann mir vorstellen, dass die Absenkung der Anforderungen sogar dazu führen würde, dass die Unterschiede zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Schichten größer würden. Denn die bildungsnahen Kinder werden weiter durch das Elternhaus Bildung erfahren – die bildungsfernen Kinder haben dann nichts! Um es mit Pathos zu sagen:

Es gibt keine größere soziale Errungenschaft als ein förderndes und forderndes Bildungssystem!
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Marie Stüdemann • 27.03.2023
Ich bin zwar keine Bildungsexpertin, wage aber ehrlich gesagt zu bezweifeln, dass wie es der von BILD zitierte Forscher sagt, „Vergleichsuntersuchungen zeigen: In Klassen ohne Hausaufgaben lernen Schülerinnen und Schüler in der Regel genauso viel wie dort, wo regelmäßig Hausaufgaben gestellt werden.“
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Conny • 27.03.2023
Was ich unabhängig vom Inhalt und der Effektiviät der Hausaufgaben wichtig finde, ist das Einüben einer Routine des Wiederholens. Ich übe mit meinen Schülern, das Üben einzuüben. Die Routine, die auch ohne Lust abgerufen werden kann, finde ich eine wichtige und später hilfreiche Sache.
Ob man bei einer Wiederholung wirklich inhaltlich etwas lernt, hängt natürlich davon ab, ob die Lernkanäle offen sind, d.h. ob ich mich für das Aufnehmen motivieren kann. Wenn die Motivation verweigert wird, dann fällt das mit den Hausaufgaben eher in die Kategorie, sich durch eine ungeliebte Routine durchzubeißen.
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René Nehring • 28.03.2023
Das Einüben einer Routine des Wiederholens ist ja der eigentliche Sinn der Hausaufgaben. Ich bin immer dafür, wenn Bildungsforscher daran arbeiten, Lernprozesse zu optimieren. Ich habe auch nichts gegen spielerische Ansätze, wenn diese den Kindern helfen, Wissen schneller oder gründlicher zu lernen. Doch wenn die Reformansätze darauf abzielen, Leistungsanforderungen herunterzuschrauben, bin ich skeptisch.
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Hans Falkenau • 27.03.2023
Ich muss mich hier als Streber outen: Ich habe in meiner Schulzeit fast alle Hausaufgaben gemacht – und das auch noch gern. Meine Eltern sind das, was man früher "einfache Leute" nannte. Bildung war der Schlüssel für meinen Aufstieg. Deshalb bin ich überzeugt, dass Bildung auch der Schlüssel für jeden anderen gesellschaftlichen Aufstieg sein kann.

Und deshalb bin ich auch entsetzt und sprachlos, wenn ausgerechnet Linke die Herabsetzung von Bildungsstandards wie das Erledigen von Hausaufgaben fordern! Früher war es das Ziel linker Politiker und Pädagogen, Kindern aus ärmeren Schichten zu ermöglichen, genauso GUT zu sein wie die Kinder aus wohlhabenderen Elternhäusern – heute wollen sie, dass alle gleich SCHLECHT sind.
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René Nehring • 27.03.2023
Mir ging und geht es ähnlich wie Hans Falkenau.

Zum Thema Hausaufgaben allgemein: Ihr Zweck ist die Vertiefung des in der Schule gelernten Stoffes. Wer die Hausaufgaben konsequent erledigt, braucht weniger für Leistungskontrollen zu lernen. Deshalb würde ein Verzicht auf Hausaufgaben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu einer Reduzierung des Leistungsniveaus führen.
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Luise Sievers • 26.03.2023
Ich finde, wir können Hausaufgaben abschaffen, Bildungsstandards abschaffen und eigentlich die ganze Schule abschaffen. …
Jahr für Jahr werden die Anforderungen an die Schüler zurückgeschraubt. „Die Kinder können doch nicht überlastet werden“, heißt es dann.
Wann wird es einmal den Punkt geben, wo die Politiker oder die Bevölkerung sagen: „Wir können die Anforderungen an die Kinder ruhig mal wieder anziehen?“
Im Unterricht lernen die Kinder nur die Basis und wiederholen diese. Das vertiefende/ dauerhafte Lernen findet eigentlich erst zu Hause statt. Dass es dort soziale Ungleichheiten gibt, das gab es schon immer und man wird es nicht ändern können. Wenn jemand durch das Elternhaus sozial schlechter gestellt ist, zeigt sich dies auch in der Schule und nicht nur bei den Hausaufgaben zu Hause.
Die Lehrer in der Schule können hier kaum etwas daran verändern. Aufgrund der sozial schlechter gestellten Kinder kann man nicht für alle Schüler die Anforderungen runterschrauben.
Die Lehrer differenzieren heutzutage ja eh schon mindestens dreifach. Schüler, die leistungsschwächer sind, bekommen auch weniger Aufgaben und demnach weniger Hausaufgaben.
Im Prinzip ist es so: der Lehrer macht dem Schüler Angebote. Entweder nimmt ein Schüler diese an oder nicht.
Wenn der Lehrer jedoch keine Angebote gibt, kann kein Schüler diese annehmen.
Was ist dann wohl besser? Angebote zu bekommen oder keine Angebote zu bekommen?
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Conny • 26.03.2023
Andere Frage: habt ihr selbst von den Eltern viel oder regelmäßig Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen?
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Marie Stüdemann • 27.03.2023
Ich war zugegebenermaßen auch nicht die fleißigste beim Hausaufgabenmachen, hatte aber immer das Gefühl, dass die "Streber", die ihre Aufgaben machten, auch die mit den besseren Noten waren.
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Renking • 27.03.2023
Meine Mutter hat mich zwar immer erinnert, aber ich habe sie trotzdem meistens nicht gemacht. Wenn dann habe ich sie bei Freunden abgeschrieben oder wir haben sie in der Pause schnell gemeinsam gemacht.
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René Nehring • 27.03.2023
Meine Mutter hat am Anfang konsequent darauf geachtet, dass ich meine Hausaufgaben erledige – und zwar weitestgehend allein. Doch schon bald habe ich die Aufgaben freiwillig erledigt.
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Grüne Flora • 27.03.2023
Meine Eltern haben mir ziemlich schnell beigebracht, alle meine Dinge allein zu erledigen. Das galt auch für die Hausaufgaben.
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Mahdi • 27.03.2023
Hausaufgaben? Die hab ich während der Busfahrt zur Schule von meinen Klassenkammeraden abgeschrieben.
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Mahdi • 27.03.2023
Das liegt im Auge des Betrachters.
Schule war für mich Zwang und ich habe einige Dinge lernen müssen, die mich kein Stück interessierten und das was mich interessiert, lerne ich autodidaktisch.
Meine Noten waren Durchschnitt und hätte ich Hausaufgaben gemacht und für Tests und Klassenarbeiten gelernt, hätte ich ganz sicher gute Noten gehabt, aber das war mir egal. Natürlich verbaut man sich einige Optionen im späteren Leben, aber ich bin trotzdem zufrieden. ;)
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Luise Sievers • 26.03.2023
Ich musste meine Hausaufgaben IMMER allein machen.
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Conny • 26.03.2023
Ich auch. Meine Mutter hat nur den Rahmen gesetzt, also erinnert, dass sie zu erledigen waren.
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