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Politik
Anmoderation von Conny:
Was meint ihr denn dazu?

Kommentare (5)

Conny • 16.02.2024
Hier einige Zitate aus dem Text, da er anscheinend nicht für alle zu lesen ist:
Bukele hat mit El Salvador so eines der gewalttätigsten Länder der Region zu einem der sichersten gemacht: Die Mordrate ging seit seinem Amtsantritt 2019 um mehr als 90 Prozent zurück, von 38 auf 2,4 Tötungen pro 100 000 Einwohner. Die Schutzgelderpressungen nahmen ebenso stark ab wie die Kriminalität im Allgemeinen.
Damit hat der Präsident die Bevölkerung hinter sich vereint. Erstmals seit Dekaden können die Bürger wieder uneingeschränkt ihre Häuser verlassen, Freunde und Verwandte in anderen Quartieren besuchen, sorglos zur Kirche oder zur Arbeit gehen. Öffentliche Plätze sind belebt, Kinder spielen auf der Strasse, Imbissstände schossen aus dem Boden, das Kleingewerbe blüht auf.
Lokale und internationale Menschenrechtsorganisationen sowie die Uno sind entsetzt über diese Entwicklung. Sie warnen davor, das Modell zu übernehmen, und kritisieren Bukele zu Recht, Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Sie werfen ihm willkürliche Festnahmen, unmenschliche Haftbedingungen, unfaire Gerichtsverfahren sowie Folter vor. Auch von Todesfällen in Haft wird berichtet.
Die harten Haftbedingungen und die öffentliche Demütigung von Kriminellen, die jahrzehntelang Land und Leute drangsalierten, werden in weiten Teilen der Bevölkerung mit Genugtuung wahrgenommen. Die Mehrheit der Salvadorianerinnen und Salvadorianer hat wenig übrig für die Kritik an seinem Vorgehen.
Die Demokratie verliert in der Region zunehmend an Wert. In den Augen von immer mehr Menschen ist sie nichts anderes als ein abstraktes Konstrukt, das sich ihrer dringendsten Anliegen nicht anzunehmen vermag.
Die (Möchtegern-)Nachahmer in der Region ignorieren den Umstand, dass die rasche Befriedung El Salvadors auf spezifische nationale Bedingungen zurückzuführen und deshalb kaum auf andere Länder übertragbar ist. Zunächst ist El Salvador mit 6,3 Millionen Einwohnern im regionalen Vergleich ein kleines Land. Es ist einfacher unter Kontrolle zu bringen.
Die kriminelle Landschaft El Salvadors wird von drei Strassenbanden dominiert, die sich vorwiegend im urbanen Raum über Schutzgelderpressungen finanzieren und relativ arm sind. Anders als die mächtigen Drogenkartelle, die etwa in Ecuador, Mexiko oder Honduras agieren..
Aus sicherheitspolitischer Sicht hat Bukeles Vorgehen einen beachtlichen, aber keinen nachhaltigen Erfolg erzielt. Seit je treiben Armut, soziale Ungleichheit, schlechte Schulbildung und Arbeitslosigkeit Jugendliche in die Kriminalität. Bukele hat bisher davon abgesehen, die strukturellen Missstände anzugehen. Damit riskiert er den Import eines noch grösseren Problems: mächtiger transnationaler Drogenkartelle, die bis anhin einen grossen Bogen um El Salvador gemacht haben. Für sie sind perspektivlose Jugendliche die ideale Basis, um ihr Geschäft aufzubauen.
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René Nehring • 16.02.2024
Ich kann den Artikel leider nicht lesen (da hinter Bezahlschranke), bin jedoch bei einem derartigen Vorgehen immer sehr skeptisch. Die Erfahrungen aus aller Welt zeigen, daß in der Regel ein „hartes Durchgreifen“ nicht zu niedrigerer Kriminalität führt. Sonst müßten die USA eines der sichersten Länder der Welt sein. Auch das eingangs gerade noch zu lesende Versprechen des Präsidenten, die gezeigten Gefangenen würden niemehr freikommen, halte ich für bedenklich. Es mag sein, daß El Salvadors Präsident kurzfristig sogar Erfolge verzeichnen kann, doch stellt sich die Organisierte Kriminalität in der Regel sehr flexibel auf neue Lagen ein. Langfristig hilft deshalb nur, die Ursachen der Kriminalität zu bekämpfen - und das ist fast immer ein verpfuschtes Leben.
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Conny • 16.02.2024
Hi René, schade, dass der Artikel nicht mehr frei lesbar ist, denn genau das sagt der Autor. Es ist ein ziemlich reflektierter Artikel, der verschiedene Aspekte beleuchtet.
Es scheint so, dass kurzfristig das Durchbrechen einer unerträglichen Gewaltspirale mittels solcher Vorgehensweisen Erfolg bringt, aber dann werden die freigemachten Nischen wieder mit Kriminalität besetzt.
Was mich beim Lesen zu diesem Thema umtreibt, ist die Sorge, dass wir in Europa ebenfalls auf dem Wege sind unser sehr sicheres und Ursachen der Kriminalität bekämpfendes System gerade in Gefahr bringen und Bandenkriegen zunehmend mehr Entwicklung bieten. Wie schwer und heikel es ist, da wieder heraus zu kommen, kann man an anderen Ländern besichtigen.
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Marie Stüdemann • 15.02.2024
Ich bin dagegen, dass privater Terror durch „Staatsterror“ ersetzt wird. Der Staat sollte unbedingt eine Vorbildfunktion haben, wenn er von seinen Bürgern etwas fordert. Deshalb kann er nicht immer Gleiches mit Gleichem vergelten.
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Conny • 16.02.2024
Klingt schön in der Theorie, Marie. Wer wollte das nicht unterschreiben? - in der Theorie. Aber offensichtlich denken die Menschen, die in der reellen Situation dort ohne Hoffnung feststeckten, anders. Zumindest momentan liegt ihre Prirorität eindeutig auf dem Wiederherstellen der Sicherheit.
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