Anmoderation von Grüne Flora:
Der Artikel steht leider hinter einer Bezahlschranke, aber das Thema lässt sich auch so diskutieren. Habt Ihr manchmal ein Gefühl digitaler Erschöpfung? Und wenn ja: Wie geht Ihr damit um?
Hallo Rene, du sagst "gutes Thema". Hier eine Bitte: könnte man die Top Debatten anderes organisieren, so dass sie schneller aussortiert werden, wenn - sagen wir - zwei Wochen keine neuen Kommentare hinzugefügt wurden? Viele wirklich interessante neue Debatten haben im großen Wust der Artikel sonst keine Chance, tiefer diskutiert zu werden und verschwinden zu schnell in der Versenkung weiter unten.
Als analogen Ausgleich kann ich nur empfehlen, sich regelmäßig für mindestens 2 h in die Natur zu setzen und nur zu beobachten, zu hören, zu riechen und diese Eindrücke aufzunehmen. Da ist man wieder ganz im Moment angekommen und die Abläufe, die man dort beobachtet sind schlicht, wahrhaft, pragmatisch und ohne Hintergedanken etc. Das, was man sieht und erlebt, dreht sich nicht um uns und unsere Probleme. - Das erfrischt.
(Das mit dem "ganz im Moment sein" funktioniert auch im Sport oder in der Musik. Aber das dreht sich dann wieder mehr um uns Menschen und unserere Belange.)
Gutes Thema! Die Inflationsflut des Internets ist für einen Einzelnen nicht mehr zu bewältigen. Die Frage ist, wie wir damit umgehen, so daß wir wieder so etwas wie eine Souveränität über unsere Zeit und unsere Kräfte bekommen. Denn beides ist seit Beginn des Online-Zeitalters ja nicht gewachsen.
Bewusste Handlungen vielleicht. So wie ich morgens nicht schon Alkohol trinke oder deftig esse, obwohl mich nichts daran hindert. So wie ich nicht einfach Dinge kaufe, obwohl ich könnte. Internet vielleicht nicht per se als Zeitvertreib sondern eben auch, je nach dem, was man macht, als Zeitverschwendung sehen.
Was bringt es mir, Minutengenau über das Weltgeschehen informiert zu sein? Was bringen mir Interaktionen auf fb und twitter? Ändert das wirklich was? Oder sorgt das nur für ein gutes Gefühl bei mir selbst? Entstehen daraus tatsächlich anregende Diskussionen? Kommen darauf oft nur belanglose Einzeiler oder steht mein Beitrag oft für sich allein?
Es gibt nicht umsonst das Meme rund um den Partner, der noch nicht schlafen gehen möchte, weil jemand im Internet „unrecht“ hat. Häufig ist das eben nicht der Hügel, auf dem es sich zu sterben lohnt (um mal das englische Sprichwort zu entlehnen).
Um mal einen konkreten Vorschlag für Plattformen wie tagating zu machen: man müsste ja auch nicht JEDEN Tag ALLES zur Diskussion stellen, sondern könnte z.B. zwei Tage in der Woche ausmachen mit einem Zeitfenster 20-22 Uhr, in denen man die vorher per Abstimmung interessantesten 3 Themen intensiver diskutiert.
Den Begriff kannte ich zwar nicht, aber er leuchtet ein. Ich habe immer wieder Situationen, bei denen ich denke, dass es schön wäre, einfach mal wieder nur morgens die Zeitung zu lesen und dann bis zur Tagesschau Ruhe vor den Nachrichten zu haben. Aber diese Zeiten sind vorbei.
Ich habe als Ausgleich für den täglichen Wahnsinn angefangen historische Berichte/Romane/Novellen aus der Zeit vor der Industrialisierung zu lesen. Das entspannt, weil der Umgang mit Zeit völlig anders war. Das merkt man auch in der Geschwindigkeit der Erzählung.
Der Artikel steht leider hinter einer Bezahlschranke, aber das Thema lässt sich auch so diskutieren. Habt Ihr manchmal ein Gefühl digitaler Erschöpfung? Und wenn ja: Wie geht Ihr damit um?