Schön, dass mit Gauck endlich mal ein hoher Repräsentant unseres Staates den woken Unsinn anprangert. Von Steinmeier sind derartige Worte eher nicht zu erwarten.
Echt faszinierend diese Verdrehung, Flora. Da kommt eine neue Ideologie daher, die (Zitat J.G.) "die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte relativiert oder negiert und die Aufklärung gar als ein Element westlicher Dominanz darstellt“ und die Leute, die sich dagegen wehren bezeichnest du als welche, die ein Feindbild brauchen, an dem sie sich abarbeiten können ....
Zählst du dich eigentlich zu den Woken, Grüne Flora, dann erzähl doch mal, was du daran so gut findest. Wir sind ja hier auf der Debatten-Plattform.
Ich zähle mich nicht zu den Woken, weil ich jede persönliche Zuordnung zu irgendeiner Gruppe ablehne. Dagegen, dass Andere einen in Schubladen packen, kann man sich natürlich nicht wehren.
Was ich an den „Woken“ schätze ist, dass sie unter anderem ein Bewusstsein dafür entwickeln wollen, dass die Selbstverständlichkeiten der einen Gruppe (zum Beispiel Sprache, Bräuche, Literatur, Filmkunst) eine andere Gruppe diskriminieren können. Deshalb ergreife ich hier gelegentlich für die „Woken“ Partei.
Was ich jedoch nicht befürworte ist pauschale Bilderstürmerei, zum Beispiel in der Form der Verbannung von bedeutenden historischen Politikern, Künstlern, Wissenschaftlern und Autoren der Vergangenheit aus dem heutigen Kanon. Stattdessen bevorzuge ich einen kritischen Umgang mit ihnen.
PS: Was mich an den Wokeness-Kritikern stört: Sie haben mit „woke“ einen Kampfbegriff gefunden, mit dem sie jetzt alles, was nicht in ihr Weltbild passt, attackieren können. Und zwar reflexartig - und alle Gleichgesinnten wissen, wie sie zu bellen haben.
Das gilt eigentlich für alle Begriffe, die unserer Zeit für heiße Diskussionen benutzt werden: Woke, Gutmenschen, Neue Rechte, Querdenker etc.
Der Vorteils diese Mechanismus ist eigentlich auch völlig klar: man kann nur etwas angreifen, dass sich manifestiert hat. Das war sehr auffällig bei den Demonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen. Für eine ganze Weile waren die Analysten in der Presse sehr ratlos: wer sind diese Menschen? Es wurde immer wieder von einem großen Spektrum und einer inhomogenen Masse gesprochen. Dann kam der Begriff QD und dann waren alle schön einsortiert. Die Tatsache des großen Spektrums verschwand.
Gauck war der beste Bundespräsident, den wir in den letzten Jahrzehnten hatten! Wann hat man schon von Steinmeier Aussagen wie diese gehört?
„Wir müssen immer einen Weg suchen zwischen dem Frust und den Ängsten der einen und den fast missionarischen Absichten der Erneuerer.“
Oder: „Auf der anderen Seite entwickeln Teile einer progressiven, universitären Elite gruppenzentrierte Fortschrittsmodelle, in denen die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte relativiert oder negiert und die Aufklärung gar als ein Element westlicher Dominanz dargestellt wird.“
Ich glaube, Joachim Gauck war innerlich souveräner, weil er nicht über eine Parteilaufbahn in die Politik kam, sondern als eine der prägenden Figuren der Wende- und Nachwendezeit. So erlangte er eine Popularität, die unabhängig vom Parteienbetrieb war. Selbst in das Amt des Bundespräsidenten kam Gauck ja mehr oder weniger durch eine von außen angestoßene Welle der Popularität, so daß Angela Merkel, die ihn anfangs verhindern wollte und stattdessen Christian Wulff installierte, letztlich nicht an ihm vorbeikam.
Klartext von Alt-Bundespräsident Gauck!