Kommentare (7)

Hans Falkenau • 20.02.2023
Ich bin auch bei Marcus Izac und Conny. Für Morde und Attentate jeglicher Art gibt es niemals eine Rechtfertigung. Aber es fällt schon auf, dass der mediale Umgang mit den einzelnen Taten sehr unterschiedlich ist. Beim Anschlag von Hanau werden die diagnostizierten "Hinweise auf eine mögliche paranoid-halluzinatorische Schizophrenie und schwere narzisstische Persönlichkeitsstörung" (Wikipedia) fast immer ausgeblendet, während bei Verbrechen wie in Würzburg oder Brokstedt fast immer schon von einem "psychisch verwirrten Täter" gesprochen wird, bevor die Tat überhaupt aufgeklärt ist.
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Marcus Izac • 20.02.2023
Leider führt der ganze Aktionismus dazu, dass das gesamte Thema auf eine emotionale Ebene gezogen und eine rationale Diskussion unmöglich gemacht wird. Gerade bei Hanau strotzt m.E. das vor politischem Opportunismus und Instrumentalisierung von Leid.

Hanau zeigt eben aber auch die ganze Verlogenheit der Debatte. So kann in Hanau, trotz attestierter paranoiden Schizophrenie (also nicht erst im Zuge des Vorfalls erstellter Gutachten) auf keinen Fall Ursache sein, was in anderen Fällen (Illerkirchberg, Freiburg, etc.) auch ohne medizinische Gutachten die einzige Ursache sein darf. Lediglich in Brockstedt hat man sich das anscheinend nicht getraut (oder ich habe etwas verpasst).

Wie auch in den USA (nur geht es dort um Waffengewalt), kümmert man sich nicht um die zugrunde liegenden Probleme sondern betreibt Populismus. Wir haben auch hier ein enormes Problem mit psychischer Gesundheit auf allen Ebenen, aber weder Infrastruktur noch Ressourcen um etwas dagegen zu machen. Es ist zu tabuisiert. Nachdem sich ein Sportler vor nun mehr als 10 Jahren aus der Depression heraus das Leben nahm, gab es mal eine kurze Diskussion, seitdem ist in der öffentlichen Wahrnehmung aber auch wieder Ruhe eingekehrt. Alles beim Alten.

Die Tat von Hanau hätte einfach dadurch verhindert werden können, dass jemand mit einer derartigen medizinischen Geschichte keinen freien Zugang ins Internet gehabt und in dauerhafte Behandlung gehört hätte, so er dort nicht schon war. Das „Manifest“ sagt hier eigentlich schon alles, was man wissen muss.

„Demokraten gegen rechtsextremen Terror“ – das „extrem“ wird dabei gerne mal vergessen…, immer schön das Overton Window verschieben… – zeigt eigentlich, wie zweckentfremdet diese Begriffe inzwischen verwendet werden. Wundert mich aber nicht, wenn aus der Politik häufig die Phrase „unsere Demokratie“ kommt. Ob damit „die Demokratie“ im klassischen Sinne gemeint ist, weiß wahrscheinlich nur der Sprecher.

Der „Kampf“ gegen Ideologien und das Beklagen von Opfern hat erst einmal nichts mit Demokratie zu tun.
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Conny • 20.02.2023
Zustimmung, Marcus. Was mich auch sehr bei allen diesen Themen stört, ist, dass bei emotional berührenden Themen keinerlei Kritik an der Sache zugelassen wird. Sie wird sogleich lautstark als herzlos und demokratiefeindlich deklariert. Der Korrekturmechanismus einer Kritik, der verhindert, dass selbst "gute" Handlungen nicht übers Ziel hinausschießen, wird so ausgehebelt.
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Conny • 19.02.2023
@Grüne Flora: ich würde mich ebenfalls als engagierte Demokratin bezeichnen und trotzdem sehe ich unzählige Probleme, die sich anhand dieses Artikels gut erläutern lassen.
Grausam durch die Hand eines Täters aus dem Leben gerissene Menschen gibt es in Deutschland leider in erschreckender Regelmäßigkeit. Die Taten sind unentschuldbar. Das Gedenken an die Opfer unabdingbar.
Allerdings wird je nach Situation, d.h. Herkunft des Täters und Herkunft der Opfer a) das Gedenken an die Opfer mit sehr unterschiedlichem Engagement betrieben, b) der Täter auf sehr unterschiedlicher Weise verdammt, wenn er einer radikalen Ideologie oder einem krankhaften Wahn anhängt, c) die radikale Ideologie auf sehr unterschiedliche Weise öffentlich angeprangert oder bekämpft.
Für das Anprangern werden Slogans unterschiedlicher Drastik gewählt, die je nach Situation auch sehr unterschiedlich beurteilt werden:
"Diese Erinnerung muss zur Erinnerung aller werden! Kein Vergeben - kein Vergessen! Anhänger der Ideologie in die Tonne treten!-" -- Wenn man diese Slogans auf andere Situationen überträgt, sieht man, dass massiv mit zweierlei Maß gemessen wird.
Auch Sippenhaft, Verallgemeinerungen, die Einschätzung "einsamer Wolf" oder Aktiver eines Netzwerkes zu sein werden sehr unterschiedlich gehandhabt.
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Marie Stüdemann • 19.02.2023
@Conny:
Ich kann auch nicht verstehen, was Du mit Deiner Frage meinst.
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Grüne Flora • 19.02.2023
Wo ist das Problem, wenn engagierte Demokraten gegen rechten Terror kämpfen?
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Conny • 19.02.2023
Ich würde mal gerne wissen, was ihr von solchen Slogans haltet (siehe Bilder und Beitrag).
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