Da ich Sa arbeite habe ich mir die Zeremonie später auf https://www.youtube.com/watch?v=g8HVnAXZI1I angeschaut. Da gibt es keinen Kommentar. Sehr angenehm und ungestört. Der Klatsch und Tratsch über andere Celebreties und Meinungen der Kommentatoren interessiert mich nicht.
Ich empfinde solch eine gewichtige Zermonie wie einen Blick in ein animiertes Geschichtsbuch oder in ein Museum, in dem plötzlich mit allen ausgestellten Kunstschätzen die Vergangenheit zum Leben erweckt wird. Man sieht die Insignen der Macht (Krone, Zepter, Rittersporen...) und Kunstschätze wie Schmuck und Roben sonst nur in Vitrinen und hat keine Ahnung, mit welcher Symbolik sie genau benutzt werden. Ich finde das sehr beeindruckend in der englischen Krönungszeremonie.

Ich habe die ganze Sache natürlich auch gesehen. Genervt haben mich wieder einmal die Moderatoren und sogenannten Experten. Zum Beispiel, wenn in der ARD allen Ernstes gefragt wird, was die Uniformen sollen und ob es auch einen Weg für Pazifisten gebe. 1. steht das gegen jede Tradition und 2. führt Russland seit über einem Jahr Krieg in Europa - und diese lebensfernen Journalisten haben immer noch nicht verstanden, dass auch ein modernes Gemeinwesen auf Schutz angewiesen ist.

Das sehe ich ähnlich. Mich nervt, dass einige Kommentatoren weniger darum bemüht sind zu erläutern, was da in London stattfindet, sondern lieber ihre eigene Themenagenda abspielen. Als dann eben die britische Migrationspolitik kritisiert wurde, habe ich ausgeschaltet. Was hat das bei der Berichterstattung über eine Krönungsfeier zu suchen?

Mich nerven auch Artikel wie dieser hier:

https://m.bild.de/unterhaltung/royals/royals/kroenung-charles-prinz-harry-schon-auf-dem-rueckweg-in-die-usa-83823928.bildMobile.html

Es geht heute schlicht und ergreifend nicht um Harry oder sonst wen aus dieser merkwürdigen Familie, sondern um Charles, den König der Briten.

Ich fand genau das Ansprechen der aktuellen Punkte wichtig. Wenn die Monarchie keine Museumsveranstaltung sein will, muss sie sich der Gegenwart und ihrer Herausforderungen stellen.

Ich finde das ganze sehr beeindruckend. Und natürlich gibt es sehr viele Begeisterte. Ich hoffe auch, dass Charles es schafft durch die Modernisierungen, das Königshaus zukunftsfähig zu machen.

Also, ich habe jetzt seit ca. 9 Uhr vor dem Fernseher gesessen und mir die Krönungsübertragung angesehen. Und ich muss sagen: Sehr beeindruckend! Ich bin zugegebenermaßen mehr berührt als ich erwartet hatte.

Hier ein ganz anderer Beitrag zur Krönung von Charles. Eine Erinnerung vom noch immer im Gefängnis sitzenden Julian Assange an die Zustände in den Gefängnissen im Land:

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/was-fuer-ein-fleh-brief-den-julian-assange-vor-der-kroenung-an-charles-schrieb-bruder-li.345655

Als Diskussionsgrundlage die wichtigste Aussage aus dem Text:

„Umfragen haben ergeben, dass etwa zwei Drittel der Befragten die Krönung entweder ,nicht sehr wichtig' oder aber ,überhaupt nicht wichtig‘ finden.
Nur neun Prozent der Befragten sind an der Krönung ,sehr interessiert', was nicht gerade dem Bild entspricht, das so viele Kommentatoren zeichnen: ein Land im königlichen Fieber.“