Ich finde nicht die Frage entscheidend, welche Pläne die Ukrainer jetzt mitten im Krieg nach dem von ihnen erhofften Ausgang mit den Russen oder Kollaborateuren vorhaben, sondern wie diese emotional verständliche Rhetorik hier bei uns politisch und medial behandelt wird.
Dass die kämpfenden Parteien, egal ob auf Verteidiger- oder Angriffsseite eine harte und kompromisslose Rhetorik praktizieren müssen und wollen, ist klar. Das geht nicht anders, wenn man inmitten des Konfliktes ist. Aber die Außenstehenden sollten sich emotional zurückhalten und in ihrer Wortwahl mäßigen.
Damit sprichst Du einen wichtigen Punkt an, und zwar aus zweierlei Gründen:
Zum einen ist die Ukraine allein nicht überlebensfähig. Ohne westliche Unterstützung würde sie sehr wahrscheinlich über kurz oder lang vor Russland kapitulieren müssen. Das heißt, der Westen hat durchaus einen Einfluss auf die Haltung zumindest einer Kriegsparteien.
Zum anderen fehlt diesem Westen, das gilt insbesondere für Deutschland, jegliche Strategie. Vor allem gibt es keine Definition unserer Ziele. Stattdessen hat Kanzler Scholz wiederholt erklärt, dass allein die Ukraine darüber entscheidet, unter welchen Umständen sie zum Beispiel zu Verhandlungen bereit ist, und wie lange sie Hilfe benötigt.
Verstehen kann ich die Pläne der Ukrainer auch – das ändert aber nichts daran, dass sie unklug sind.
1. steht die Ukraine nach dem aktuellen Stand der Nachrichten überhaupt nicht davor, die Krim einzunehmen.
2. schweißt die Ankündigung der "Entgiftung" des Staatsapparats von allen ukrainischen Richtern, Staatsanwälten und Angehörigen der Sicherheitsorgane, die sich 2014 auf die Seite Russlands geschlagen haben, diese eng mit den Russen zusammen.
3. werden die Russen, die sich seit 2014 auf der Krim niedergelassen haben, nach der Ankündigung ihrer Vertreibung gut überlegen, ob sie sich den Ukrainern ergeben wollen.
Wie gesagt, kann ich die Ukrainer und ihre Rachegefühle gut verstehen, aber ich weiß nicht, ob sie ihrem Anliegen dienen.
Was haltet Ihr von diesem ukrainischen Plan des Umgangs mit den Russen und ihren Kollaborateuren nach dem Krieg?