In der Agentur- und Medienwelt, in der ich arbeite, funktionieren Gewerkschaften nicht (mehr). Zu viele verschiedene Jobs und Tätigkeitsbereiche, zu verschiedene Arbeitszeit- und Arbeitsort-Modelle. Mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, wie das in einem Tarifvertrag abgebildet werden soll.

Mich stört an Gewerkschaften inzwischen eher, dass diese mehr dem Selbstzweck zu dienen scheinen. Es hat auch schon ein bisschen was von Mafia-Taktik: "Finanziere uns oder Du bekommst eventuell kein Gehalt, falls wir uns mal dazu entscheiden zu streiken."

Mein Vater ist z.B. nur deswegen in die Gewerkschaft gegangen. Wie bei vielen anderen Dingen habe ich inzwischen den Eindruck, dass das gute Ansinnen inzwischen Profitgier, Profilneurose und Korruption weichen musste.

Ich finde Gewerkschaften durchaus wichtig und nützlich, allerdings müssten sie an das 21. Jahrhundert angepasst werden.
So wie es aktuell ist, sind sie nicht mehr so richtig zeitgemäß.

Ich finde durchaus, dass Gewerkschaften noch gebraucht werden, kann mir aber nicht so recht vorstellen, dass sie heute noch funktionieren. Zumindest nicht mehr so wie im Industriezeitalter.

Die klassischen Gewerkschaften waren große Arbeitnehmerverbände in einer Zeit großer Industrieunternehmen. Und das in fast allen Branchen. Die Produktionsabläufe waren durchstrukturiert und entsprechend kalkulierbar.

Heutige Unternehmen sind in der Regel deutlich kleiner und in jeder Hinsicht flexibler und individueller.

Ich kann mir schwer vorstellen, dass diese Vielfalt von den Gewerkschaften repräsentiert werden kann.