Anmoderation von Grüne Flora:
Wie findet Ihr den Ansatz Tübingens, mit einer Steuer auf Einwegverpackungen dem Müllproblem entgegenzutreten?

Kommentare (16)

Marie Stüdemann • 26.05.2023
Ich bin ja grundsätzlich gegen staatliche Vorschriften. Aber hier sind sie wohl nicht nur nützlich, sondern gelegentlich auch erforderlich.

Beim Thema Verpackungen müsste es doch nicht nur möglich sein, deren Ausmaß vorzuschreiben, sondern auch zu überwachen. Was meint Ihr?
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Hans Falkenau • 25.05.2023
Ich glaube, es gibt niemanden, der Müll gut findet. Deshalb stellt sich meiner Meinung nach nicht nur die Frage, wie man Müll mit administrativen Maßnahmen am besten sanktionieren kann, sondern warum er entsteht. Das gilt auch und gerade für Einwegverpackungen.

Diese sind im Laufe der modernen Industriegesellschaft entstanden, weil durch sie nahezu alle Verkaufsartikel praktischer, sauberer, attraktiver und hygienischer angeboten werden konnten.

An dem Bedürfnis nach attraktiven Verpackungen - das Hersteller und Kunden teilen - hat sich bis heute nichts geändert. Selbst die Hersteller von Bio-Produkten wollen ihre Ware möglichst attraktiv anbieten.

Deshalb glaube ich, dass es eine Lösung des durch Einwegverpackungen entstehenden Müllproblems nur durch andere attraktive Verpackungen geben wird. Hier gibt es in den letzten Jahren interessante Entwicklungen. Zum Beispiel wie Plastik aussehende Becher und Schüsseln aus Speisestärke oder Pommesschalen aus Bambusfasern.

Insofern zeigt sich wieder einmal, dass die Probleme unseres Planeten nicht durch den Staat gelöst werden, sondern durch marktwirtschaftliche Ansätze.
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Conny • 25.05.2023
"Verkaufsartikel praktischer, sauberer, attraktiver und hygienischer anbieten":
was mich ärgert, sind absolut überflüssige mehrfach Verpackungen, z.B. gibt es bei Esswaren (Kekse, Schokoklade etc) Produkte, die innerhalb einer großen Schachtel/Tüte nochmal einzeln in Plastik verpackt sind. Und zwar ohne Grund. Andere Hersteller machen dies beim gleichen Produkt nicht. Warum gibt es diese Produkte noch im Sortiment?
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Hans Falkenau • 25.05.2023
Damit hast Du natürlich Recht. Aber das liegt ja auch an uns Verbrauchern zu sagen, ob wir solche Produkte kaufen oder nicht.
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Conny • 26.05.2023
Richtig. Das Problem ist, dass man solche Dinge im Geschäft selbst oft nicht sieht, sondern erst beim Auspacken. Ich habe jetzt mal beschlossen, bei solch einem Fall ein Feedback bei Geschäft abzugeben.
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Marie Stüdemann • 26.05.2023
Damit sprichst Du einen wahren Punkt an, Conny. Mich ärgert es auch immer maßlos, wenn ich Verpackungen öffne und ich vor lauter Plastik kaum die gekaufte Ware sehe.
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Marcus Izac • 26.05.2023
Das hatte ich tatsächlich relativ selten. Bei einigen Waren kann das eine Lösung sein, wenn die z.B. nicht miteinander verkleben sollen (Schokoladenüberzug, Zuckerguss, z.B.). Ob das dann beste Lösung für das „Problem“ ist, sein mal dahingestellt.
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Marcus Izac • 25.05.2023
Wie in so vielen Situationen kommt es auch hier auf das Maß an, denke ich. Hier ist wohl primär das Eurosymbol Treiber dieser Aktion, denn was sollen Restaurantbetreiber denn machen? Die Gäste ihre eigenen Gefäße mitbringen zu lassen ist rechtlich schwierig, wie Conny schon ausführte. Spült der Gast das Gefäß z.B. nur unzureichend und nachher gibt es eine Lebensmittelvergiftung steht eben die Frage im Raum: War es das Gefäß oder war das Lebensmittel von vornherein schlecht? Der Restaurantbetreiber kann schlechte Lebensmittel auf den Gast schieben und der Gast seine Vergiftung auf das Restaurant.

Kunststoff oder die Verwendung hiervon ist ja nicht das eigentliche Problem. Kunststoff hat hingegen sehr viele Probleme gelöst. Es ist deutlich leichter und robuster (und dabei gleichzeitig dünner) als Glas (Transportkisten, Platzbedarf). Zudem verbraucht AFAIK weniger Energie bei Produktion und Recycling. Es ist unbedenklich für Lebensmittel sowie Luft- und Wasserdicht (was der Haltbarkeit zugute kommt).

Das Problem ist eben eher in der Entsorgung sowie dem Recylcing zu finden. Hier wurden und werden gefühlt keinerlei Anstrengungen unternommen die Sortiermaschinen und Prozesse zu verbessern sowie dafür zu sorgen, dass das Entsorgen seines Mülls in der Umwelt harte Strafen nach sich zieht bzw. auch verfolgt werden kann und wird. Und eben die Städte, Straßen und Landschaften regelmäßig gereinigt werden. Genug „Arbeitslose“ hätten wir ja.

Wenn dann die Entsorgungsunternehmen meinen Müll irgendwo in der Welt verklappen ist das ebenso wenig mein Vergehen wie es ein inhärentes Problem des Kunststoffs ist. Aber da scheint man eben auch nicht hinterher zu sein. Und so landet unser um guten Glauben ans Recycling abgegebener Müll eben an Afrikas Küsten und im Meer.

Aber wir treiben weiterhin Symptombekämpfung anstatt die Ursache anzugehen.

Eine andere Lösung, die aber natürlich keine Steuergelder bringt, wäre ein Landes- oder Europaweites Pfandsystem. Sprich, ich kann meinen Becher überall verwenden, wo vorher Einwegverpackungen genutzt werden. Ich gebe meinen Becher bei der Bestellung ab und bekomme mit meinem Getränk einen „Neuen“. Somit wäre auch das Hygieneproblem gelöst, denke ich.
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Conny • 25.05.2023
"Entsorgen seines Mülls in der Umwelt harte Strafen nach sich zieht bzw. auch verfolgt werden kann und wird. Und eben die Städte, Straßen und Landschaften regelmäßig gereinigt werden."

Hi Marcus, ich bin in meinem Schutzgebiet tatsächlich Abfall-Pate, d.h. ich entsorge oder melde regelmäßig illegal dort abgelagerten Müll. Die Täter werden nie gefunden und folglich auch nicht bestraft. Die Motivation, den Müll im Wald zu entsorgen, sind die Gebühren auf Sondermüll oder z.B. Reifen, Farbeimer, Bauschutt etc.. Da ist es einfacher, die mal schnell mit dem Auto in den Wald zu fahren und irgendwo zu versenken. Es gibt übrigens mittlerweile eine ganze Reihe von Leuten, die regelmäßige dort rumlaufen und kleineren Müll aufsammeln. Die sind nicht arbeitslos, sondern die stört der Müll einfach. Ich muss mittlerweile da fast nichts mehr machen. Nur noch bei großen Delikten.
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Marcus Izac • 26.05.2023
Freiwillige sind natürlich immer willkommen. Nicht nur, weil sie es meistens unentgeltlich machen sondern weil es eben auch viel über den Charakter aussagt, Dinge aus dem Eigenantrieb heraus einfach zu tun. Geht mir stellenweise im Alltag tatsächlich auch so. Sehe ich einen einfach zu behebenden Misstand wird der eben fix im Vorbeigehen behoben.

Was die Bestrafung angeht denke ich an dieser Stelle eventuell einfach wieder zu idealistisch. Man kann natürlich nicht den gesamten Wald überwachen bzw. Wächter an den Zufahrten hinstellen. Das wird zum Katz- und Mausspiel.

Mit den Gebühren sprichst Du aber was richtiges an. Wir zahlen beim Kauf des Produktes
oft schon vorgeblich für die Entsorgung mit und dennoch muss bei der Entsorgung zusätzlich bezahlt werden (das kommt den Urheberrechtsabgaben auf Speichermedien thematisch sehr nahe).

Ich frage mich gerade, ob ein System, bei dem die Entsorgung selbst keine weiteren Kosten für den Entsorger verursacht (Industrie vielleicht mal außen vor), umsetzbar wäre oder ob es das irgendwo schon gibt.
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Marie Stüdemann • 26.05.2023
Eine interessante Initiative!

Allerdings ist es natürlich ärgerlich, dass es scheinbar immer noch Ferkel gibt, die ihren Müll in die Natur entsorgen. Ich selbst habe allerdings schon länger keine illegalen Müllhalden mehr gesehen. Zumindest nicht in Wäldern, an Flussufern oder Straßenrändern.
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Marcus Izac • 26.05.2023
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte jemand mal Farbe oder Lack im Rasen in der Näher der Altglascontainer des hiesigen Super- und Baumarktkomplexes entsorgt.

Wenn man auf eines setzen kann, dann auf die Bequemlichkeit der Masse. Ist ja auch ein Teil von Apples und Googles Erfolgsrezept. Mach es den Leuten einfach. Mach es ihnen noch einfacher, wenn sie innerhalb deines Ökosystems leben.
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Conny • 26.05.2023
Also bei uns wird das unglaublichste Zeug in Büschen und Weihern versenkt. Liegt wahrscheinlich daran, dass die Wertstoffdeponie am anderen Ende des Waldes ist und die Leute dann, wenn es nicht (umsonst) abgenommen wird einfach eine andere "Lösung" auf dem Rückweg finden.
Noch eine Bemerkung zur Bestrafung oder Zurechtweisung. Wenn man tatsächlich Leute auf frischer Tat erwischen würde, ist das nicht ganz ungefährlich für einen selbst. Je nachdem. So ein "Sheriffdienst" ist nicht sehr beliebt. Ehrenamtlich schon mal garnicht.
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Marcus Izac • 26.05.2023
Ja, darauf bezog sich mein kleines Loblied auf die Freiwilligen auch nicht. Da kommen dann gleich Vokabeln wie Blockwartmentalität, etc.

Wie bei so vielen Themen ist es hier auch wieder das richtige Maß. Beispiel: Jemanden abschleppen lassen der 5 Minuten über die zeit in einem zeitlich eingeschränkten Parkverbot steht vs. jemanden abschleppen lassen, der eine Feuerwehrzufahrt, Fluchtwege oder Behindertenparkplätze belegt.

Der Grad zwischen „Stock im Hintern“ und Zivilcourage kann schmal und neblig sein. Aber manchmal denke ich mir schon, dass wir unseren Mitmenschen zu viel durchgehen lassen einige sich auf der anderen Seite dann aber auch nicht mal 5 gerade sein lassen können.
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Conny • 25.05.2023
Alles was Müll vermeidet finde ich gut. Es wird ja schon viel ausprobiert: "essbares Geschirr" aus Waffeln, stabilere wiederverwertbare Plastikbecher etc. Auf Festivals oder Weihnachtsmärkten wird da viel experimentiert.
Ich finde aufpassen muss man auch, dass man nicht vor lauter Müllvermeidung dann bei der Vermeidung noch mehr Ressourcen verbraucht. Beispiel: bei einer Streuobstsaft Verkostung bei der ein paar Mal mitgemacht habe, wurden zunächst Plastikbecher verwendet. Das wurde von uns und auch den Kunden zu Recht moniert. Dann wurden Gläser verwendet, aber die Spülmaschine vor Ort verusachte sehr viel Strom und Wasserverbrauch, was dann wieder den finaziellen Rahmen der Ehrenamtsorganisation sprengte. Daraufhin ging man zu sehr kleinen Plastikbecherlein über. Privat würde man die Becher einfach zuhause waschen, aber das verstößt gegen die Hygienevorschriften.... alles nicht so einfach.
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Mahdi • 25.05.2023
Guter Ansatz, allerdings werden die Kosten nur aufs letzte Glied, den Endkunden, abgewälzt.
Das Ziel muss ja sein, dass Einwegverpackungen und Einwegplastik abgeschafft werden.

In Israel hatte die vorherige Regierung eine höhere Steuer auf Einwegplastik beschlossen.
Doch die jetzige Regierung hat das wieder rückgängig gemacht, weil dadurch hauptsächlich orthodoxe Familien betroffen sind, die diesen Müll am meisten kaufen.

Man sieht also: alle guten Entscheidungen können ganz schnell wieder rückgängig gemacht werden, wenn man nicht endgültig einen Schlußstrich unter bestimmte Dinge zieht.

Ich selbst versuche so weit es irgend geht, Plastik zu vermeiden und es macht mich wütend zu sehen, wie verschwenderisch und rücksichtslos manche mit unseren Ressourcen umgehen.
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