Anmoderation von Conny:
In der Musik gibt es Urtext Ausgaben mit jeder Menge Anmerkungen und es gibt Beabeitungen, die je nach Zeitgeist "Verbesserungen" darstellten sollten. Warum nicht auch bei Büchern? Ich finde, es soll möglich sein, einen historischen Zeitgeist noch im Original nachlesen zu können und auch Entwicklungen innerhalb einer Gesellschaft erkennen zu können. Was man seinen Kindern dann vorliest und wie oder ob man das dann bespricht, sollte in der Eigenentscheidung des Einzelnen bleiben.
Auch bei Kinderliedern gibt es jede Menge Beispiele, die beliebt sind, in vielen Heften auftauchen, aber etwas oder ziemlich aus der Zeit gefallen wirken.
Alouette, gentille alouette (Lerche, hübsche Lerche)
Alouette, je te plumerai (Lerche, ich werde dich rupfen) - dann kommt die Aufzählung der einzelnen Körperteile, die nacheinander gerupft werden.
Übrigens vermutet man, dass das zunehmende Rupfen der Lerche auch als schlüpferige Metapher für das Entkleiden einer Frau gestanden haben könnte...
Was meint ihr zu diesem Thema?

Kommentare (5)

Luise Sievers • 12.03.2023
Ich finde diese ganze Zensur furchtbar. Warum kann man die Bücher, entsprechend ihrer Entstehungszeit, nicht im Original vorlesen? Als mündige Bürger sollten wir als Eltern doch wissen, was wir mit den Kindern anschließend besprechen und überlegen, wie man das heute formulieren würde, oder nicht.
Es wird immer groß getönt, dass wir alle mündige Bürger sind, aber ständig wird uns ein vorgeschriebener Maulkorb verpasst.
Diese Zensur ist wirklich furchtbar.
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Grüne Flora • 12.03.2023
@Conny:

Derartige Bücher, wie Du sie Dir vorstellst, gibt es seit Jahrzehnten für fast alle bedeutenden Autorinnen und Autoren der Literaturgeschichte. Diese heißen dann in der Regel "historisch-kritische" Ausgabe. Dort wird sowohl der Originaltext gezeigt als auch eventuelle Bearbeitungen und außerdem helfen umfangreiche Anmerkungen zur Einordnung von Text und Autor in der Gegenwart.

Anpassungen von historischen Büchern an die jeweilige Zeit des Erscheinens sind auch nichts Neues. Im Grunde ist die behutsame Anpassung der Literatur sogar der Normalfall.
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Hans Falkenau • 12.03.2023
@Grüne Flora:

"Anpassungen", z.B. bei der Rechtschreibung, sind auch nicht das Problem. In den Bücherregalen meiner Großmütter standen zum Teil noch Bücher aus dem Kaiserreich, in denen zum Beispiel viele Worte noch mit "th" statt später "t" geschrieben wurden. So würde heute kein Mensch mehr schreiben. Selbst die unsägliche Rechtschreibreform der 1990er Jahre ist vergleichsweise harmlos, weil sie nur Schreibweisen modifizierte. Das Problem heute ist das Tilgen und Ersetzen ganzer Wörter, die nicht mehr als angemessen gelten (sollen). Das ist Zensur.
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Renking • 12.03.2023
Dem kann ich nur zustimmen. Ich höre z.B. gerne TKKG Hörspiele. Da diese irgendwann aus der Zeit gefallen waren, wurden die ersten 100 Folgen irgendwann nurnoch digital mit einem Disclaimer zur Verfügung gestellt. Da wird einfach gesagt, dass einige der Aussagen nicht ok sind und man sich dazu entschieden hat sie trotzdem weiter zur Verfügung zu stellen, um darauf aufmerksam zu machen. Nur 4 Folgen, die wohl garnicht gingen, sind bei offiziellen Stellen nicht mehr erhältlich (man kann sie aber, so wie ich, als Kassetten auf dem Flohmarkt oder bei Kleinanzeigen erwerben).
Auch bei Pipi Langstrumpf z.B. hätte man darauf hinweisen können. dass die Sprache und Darstellung nicht ok ist, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Wenn man die Sachen einfach ändert oder aus dem Verkehr nimmt, hat es immer einen gewissen Beigeschmack... Als würde man versuchen die Fehler zu vertuschen, anstatt zu sagen "Wir haben einen Fehler gemacht, wir stehen dazu und lernen daraus."
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